Kunstwerke an der Südroute
Die Südroute (Internationaler Kunstwanderweg)
Im Januar 2009 wurde ein zweiter internationaler Wettbewerb zur Realisierung der Südroute des Kunstwanderweges ausgelobt. Künstler aus dem Fläming und aus der Region Flandern in Belgien und den Niederlanden waren aufgefordert, sich mit künstlerischen Ideen zu beteiligen. Die Wettbewerbsaufgabe beinhaltete den Bezug zur Fläminglandschaft und das 850jährige Besiedlungsjubiläum des Flämings durch Menschen aus Flandern. Jeweils sechs Künstler aus dem deutschen Fläming und aus Flandern wurden ausgewählt.
In einem dreistufigen Wettbewerbsverfahren wurden drei Preise ermittelt:
"Fünf Kuben" von Karl Menzen
"(K)uier(en) - Spazierengehen" von Silke De Bolle
"Wölfe" von Marion Burghouwt
Der Publikumspreis ging an die "Wölfe" von Marion Burghouwt
Ute Hoffritz: Kapelle
Die Idee
Die „Kapelle“ markiert durch ihre Lokalisierung im
am Ortsausgang von Wiesenburg gelegenen Fabrikteich den Übergang von der
Stadt zu der sie umgebenden Natur und stellt gleichzeitig eine
Verbindung zwischen oben und unten und den vier Himmelsrichtungen her.
Im
Übergang vom Ort in die offene Landschaft lädt sie einen Moment zur
Besinnung ein, man assoziiert eine „Wüstung“, eine untergegangene
menschliche Siedlung von der nur noch der Turm zu sehen ist. Da die
Kapelle nicht fest im Fundament verankert ist, sondern wie eine Boje an
einer Kette hängt und jeder Windstoß sie zum Tanzen bringt, kommt noch
ein fröhliches, unberechenbares, spielerisches Moment hinzu.
Die Künstlerin
Ute Hoffritz (Berlin)
Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg,
Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Berlin,
Meisterschülerin bei Prof. J. Schmettau,
Diverse Stipendien und Studienaufenthalte in USA, Italien, Spanien, Niederlande.
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Berlin, Amsterdam, Bilbao und San Sebastian.
Silke De Bolle: (K)uier(en) - Spazierengehen
Die Idee
Die Installation ist die Übersetzung eines
Wortspiels: „Spazieren gehen“ heißt im Niederländischen „kuieren“, in
dem das Wort „Uier“ (= Euter) enthalten ist. Damals wie heute sind die
schwarzweiß gefleckten Kühe prägend für das Landschaftsbild in Flandern.
Die
Euter sind Denkmäler für die durch die neuen Siedler eingeführten,
neuen Kulturtechniken in der Landwirtschaft. Die 4 Zitzen eines jeden
Euters stehen für die enge Wechselbeziehung, die die vier „Elemente“
Euter, Kuh, Natur und Mensch miteinander haben. Die unterschiedliche
Euterfleckung steht für die Individualität der Menschen und der Natur.
Die Künstlerin
Silke De Bolle (Impe-Lede, Belgien)
Studium: Audiovisuelle Techniken, Video, Fotografie an der Hochschule für Wissenschaft und Kunst Narafi in Brüssel,
diverse Weiterbildungen in Aalst, Gent, Antwerpen, zahlreiche Foto- und Skulpturenausstellungen.
Marion Burghouwt: Wölfe
Die Idee
Wölfe jagen den Menschen Furcht ein, werden aber
auch als die Verkörperung des unbezwungenen Geistes von ihnen geachtet.
Oft gejagt und vertrieben, gelingt es den Wölfen immer wieder mit
Disziplin und Ritualen, sich neue Lebensräume zu erschließen – ähnlich
den Menschen allgemein, oder konkret den in den Hohen Fläming vor 850
Jahren eingewanderten Flamen.
Abseits des Weges steht eine
Gruppe von drei ausgewachsenen Wölfen mit zotteligem Fell, das vom
Betrachter als dicht (= stark) oder schütter (= verletzlich) gesehen
werden kann. Letztere Sicht erschließt sich erst beim genaueren
Hinschauen und ist auch im übertragenen Sinn so gemeint.
Die Künstlerin
Marion Burghouwt (Hamont-Achel, Belgien)
In den Niederlanden aufgewachsen, als Erwachsene Umzug nach Belgien,
Studium an der Akademie für Kunst in Neerpelt,
Experimentieren
mit Materialien wie Gips, Lehm, Gras, Flachs, aber auch Acryl, Stahl
und Eisen, Inspirationsquelle für die Kunstobjekte ist die Natur.
Barbara Vandecauter: Porzellanbaum
Die Idee
Vom Stamm eines realen Baumes am Standort des Porzellanbaumes wurde eine Kopie (Maßstab 1:1) aus Porzellan angefertigt, die anschließend als weißer Stamm in der Nähe des ursprünglichen Modells aufgestellt wurde.
Über die Jahre erschließt sich dem ständigen Betrachter der Installation ein interessantes Bild. Durch Wetter und Lichteinwirkung entstehen -parallel zum Original- am Porzellanbaum die gleichen farblichen und strukturellen Veränderungen (z.B. Moosbewuchs) mit dem kleinen Unterschied, dass der Porzellanbaum nicht wachsen kann, aber eine augenscheinliche Verbindung zwischen „früher“ und „heute“ herstellt.
Außerdem ist der Porzellanbaum durch den Brennvorgang geschrumpft und daher etwas kleiner als sein Original.
Die Künstlerin
Barbara Vandecauter (Antwerpen, Belgien)
Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in Genf,
verschiedene Weiterbildungen und Kunststudium in Antwerpen und Brüssel,
Abschluss Master Fine Arts.
Diverse Ausstellungen, Skulpturen im öffentlichen Raum in Spanien, Antwerpen,
Hertogenbosch, Amsterdam, Nijmegen, Berlin–Kreuzberg.
Hannes Forster: Ruhende Brücke
Die Idee
In
einer kleinen vorhandenen Mulde in der Nähe des Eisenbahnviaduktes
wurde eine um 180° gedrehte Brücke installiert und somit ihrer
eigentlichen Funktion, der Verbindung von Höhenzügen oder Überwindung
von Tälern, entledigt.
Beim Betrachter sollen die beiden in
Sichtweite zueinander stehenden Brücken Nachdenklichkeit darüber
auslösen, ob für das, was wir alltäglich sehen, meinen, brauchen, nur
eine Deutung möglich ist, oder auch andere Interpretationen denkbar
wären. Ein auf den Kopf gestellter Funktionsbau soll verdeutlichen, dass
in der Welt alles relativ ist; so ist das Kunstwerk nicht zum
Betrachten, sondern auch zum „Be-greifen“ gedacht.
Das Material und die Gestaltung der umgekehrten Brücke entspricht dem Material der realen Brücke.
Der Künstler
Hannes Forster (Jamlitz, Brandenburg)
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin,
Meisterschüler bei Prof. Kaufmann,
diverse Stipendien,
Kunstpreis junger westen Recklinghausen,
Kunstpreis Berlin (Grundkreditbank).
Diverse Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Frankreich, Ungarn, Italien, Österreich, Polen,
zahlreiche Installationen im Öffentlichen Raum.
Guy van Tendeloo: Stützen - leaning on
Die Idee
Zwei
gleich schwere Elemente von jeweils 250 kg Eigengewicht stabilisieren
sich gegenseitig und benötigen hierfür keine zusätzliche Befestigung.
Ein
rostiges Stahlrohr von 5 m Länge ist an dieser Stelle angehoben und
hält mit einem 3 cm breiten Schlitz eine ebenso breite Platte von 2 m
Höhe.
Beide Elemente der Skulptur vermitteln durch ihre
Massivität und Wuchtigkeit den Eindruck für sich selbst stehen zu
können, was sich mit entsprechenden Untergrund auch bewerkstelligen
ließe; dass sich die Stabilität der Skulptur aus sich heraus ergibt, ist
gewollt und steht für die Metapher von „Gegenseitigkeit“ und
„Ergänzung“.
Der Künstler
Guy van Tendeloo (Zandhoven, Belgien)
Studium Akademie van Heist, o/d Berg, Lier en Mechelen,
diverse Ausstellungen u.a. in Zoutleew, Mechelen, Lier en Antwerpen.
Johan Walraevens: Line Up
Die Idee
In zweifacher Hinsicht soll der Betrachter einen Zugang zum Objekt finden; real und virtuell.
Nicht
an jeder Stelle des durch die Installation geschaffenen Außenraumes
gelangt man in das Innere; darüber hinaus soll sich der Betrachter der
Frage nach der Wechselbeziehung zwischen Natur und Kunst stellen.
Dieses
vom Künstler entworfene Werk wird von der Natur weiter entwickelt und
steht für die Botschaft, dass der Mensch, so sehr er sich auch
anstrengen mag die Natur zu beherrschen, ihm dies nur kurzfristig
gelingen wird. Auf lange Sicht wird stets die Natur die Oberhand
behalten, wofür nicht zuletzt die aufgegebenen Siedlungen der Flamen im
Hohen Fläming ein Zeugnis sind.
Der Künstler
Johan Walraevens (Dendermonde, Belgien)
Studium St.-Lukas-Institut Brüssel, Kunst und Architektur,
Dozent für Formgestaltung KHM Mechelen,
Gastdozent Duncan Universität Dundee Schottland,
diverse internationale Ausstellungen und Veröffentlichungen,
Tätigkeit: Produktentwicklung, Möbel, Bühnenbilder, Innenarchitektur.
Karl Menzen: Fünf Kuben
Die Idee
Die Siedlungsgeschichte des Flämings wurde hier
zeitlich gerafft, in einer Momentaufnahme festgehalten und visualisiert.
Die fünf Kuben sollen veranschaulichen, wie sich im Verlauf von
mehreren Jahrhunderten eine dicht bewohnte Region ausgedünnt hat.
Das
Bild fallender Würfel erinnert in doppelter Deutung an die
Vergangenheit, denn Siedlungen wurden verlassen, sind gefallen, sind
wüst geworden und wir wissen auch von der Unumkehrbarkeit von
Entscheidungen / Entwicklungen, wenn die Würfel gefallen sind. Die
Würfel selbst sind transparent, einsehbar und lassen Raum, sich
zurückzuerinnern. Assoziation: „Die Würfel sind gefallen, wir ziehen in
ein anderes Land“.
Der Künstler
Karl Menzen (Berlin)
Studium der Werkzeugwissenschaften, TU-Berlin,
Ausbildung zum Bildhauer bei Volkmar Haase,
freischaffend, lebt und arbeitet in Berlin, zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Italien und Niederlande. Diverse Kunstobjekte im öffentlichen Raum, Berlin, Sachsen und Schleswig-Holstein.
Egidius Knops: Der Schwarzstorch im Fläming
Die Idee
Die Installation besteht aus 2 versetzt stehenden
Reihen von Betonstelen mit einem aus buntem Glasmosaik gefertigten Motiv
von drei Schwarzstörchen, die sich durch Farbe und vertikale Gliederung
optisch in die Umgebung integrieren. Durch die versetzt stehenden
Stelen ist das Motiv erst erkennbar, wenn der Betrachter gerade vor dem
Objekt steht.
Der Schwarzstorch lebt zurückgezogen in feuchten
Laubwäldern mit altem Baumbestand und ist eine besonders schützenswerte
Tierart im Naturpark Hoher Fläming. Die 18 vertikalen Stelen sollen für
die Schwarzstörche auch Stufen in den Wolken sein, um den schönen
Fläming von oben betrachten zu können.
Der Künstler
Egidius Knops (Berlin und Niederlande)
Studium an der Kunstakademie Tilburg (NL).
Künstlerisch tätig als Maler, Bildhauer, Kunst am Bau und im öffentlichen Raum,
Studienaufenthalte
und Stipendien in Paris, Italien und Amsterdam, Symposien und
Ausstellungen in Heiligendamm, Flughafen Schönefeld, Leipzig, Lübbenau,
Lübben, diverse bedeutende Kunstobjekte im öffentlichen Raum in den
Niederlanden und Deutschland.
Jost Löber: Gartenbild
Die Idee
Mit dem Thema „Garten“ sollen die Neuerungen im Landschaftsbau und die Einführung bisher unbekannter Kulturpflanzen durch die Flamen gewürdigt werden, die bis heute für die Region prägend sind.
In der Arbeit werden zwei Elemente zu einem Bild zusammengefügt. Bildträger ist eine Stahlplatte mit Aussparungen, die – ähnlich einer Lochmaske – auf die Wiese gelegt wird, durch die die darunter liegende Vegetation sprießt und im Gartenbild die Rolle der Figur übernimmt. Die rostfarbene Stahlplatte kontrastiert mit den im Wandel der Jahreszeiten sich ändernden Farben der Botanik. Das Bild lädt ein, hineinzusteigen, darin zu verweilen und es zu erkunden.
Der Künstler
Jost Löber (Horst, Brandenburg)
Studium Malerei und Grafik an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein/Halle,
Freie Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee,
freischaffender Künstler (Bildhauerei, Installation, Kunst in der Landschaft),
Gründung Künstlerkooperative: „Atelier im Grünen“.
Diverse Einzel-und Gruppenausstellungen in Deutschland und Italien,
zahlreiche
Symposien und Wettbewerbe und Kunstobjekte in der Landschaft, u.a.
Mohnkapseln 2004, Skulpturengarten im Schlosspark Wiesenburg.
Birgit Cauer: Flämisches Haus - eine Transplantation
Die Idee
Inspiriert vom Ölbild „Flämische Häuser“ (1892) des Malers Paul Baum (1859 – 1932) wird die architektonische Grundform dieser Häuser aufgegriffen, deren Außenwände ein Geflecht aus bunten Gartenschläuchen sind.
Das Geflecht symbolisiert die hohen handwerklichen Fertigkeiten der eingewanderten Flamen, durch die sicherer Dammbau und Kultivierung des Bodens ein gehobenes Niveau erreichten. Das im vorhandenen Baumbestand integrierte Haupthaus ist über Schläuche – symbolische Transportsysteme für Energie und Lebensflüssigkeit – mit 2 kleineren Häusern verbunden, die als „Ableger“ in den Bäumen installiert sind.
Die Künstlerin
Birgit Cauer (Berlin)
Ausbildung als Holzbildhauerin,
Studium der Kunstwissenschaften in Frankfurt am Main,
freischaffende Bildhauerin,
Lehrauftrag Plastisches Gestalten, Kunsttherapie Berlin, Weißensee,
Studienaufenthalte in Italien, Wolfenbüttel, Stipendium in Bielefeld.
Diverse Symposien in Deutschland und Polen,
Einzel- und Gruppenausstellungen in Darmstadt, Berlin, Bielefeld, München, Potsdam, Wolfenbüttel, Kassel,
Teilnahme an der Aquamediale im Spreewald.
Marie-Christine Blomme: Sphären
Die Idee
Die Installation möchte Stimmungen, Wirkungsweisen und Einflüsse, die Natur bei Menschen hinterlässt, einfangen und festhalten.
Die
scheinbar spontan zueinander in Beziehung gesetzten Kugeln
unterschiedlicher Durchmesser haben einen festgelegten Abstand
zueinander und gruppieren sich in der Nähe eines Baumes.
Der
Größe nach sortiert, spiegeln sich in den Oberflächen der Kugeln
folgende, der Natur entnommene Motive wieder: ein Löwenzahn
(„Pusteblume“) in der größten Kugel, in der 2. die Spuren eines kleinen
Tierchens im Schnee und in der 3. die Kontur einer Rosenknospe.
Die Künstlerin
Marie-Christine Blomme (Sint-Truiden, Belgien)
Studium der Biotechnik und Design-Studium an der Kunstschule in Genk,
Workshops, Illustration von Büchern,
Unterrichtet in der Akademie Haspengouw Zeichnen für Kinder,
Tätigkeit: Grafikerin.
Den Katalog (80 Seiten) zum Internationalen Kunstwanderweg mit Hintergrundinformationen zu den Kunstwerken, Künstlern und den Projekten rund um den Weg gibt es für 8,00 Euro im Naturparkzentrum Hoher Fläming, im Cafe Flämingrose und in der Tourist-Info Bad Belzig (Adressen unter Service/Kontakt bzw. Service/Audioguide).